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Ilja Steffelbauer — DER KRIEG

Von Troja bis zur Drohne

Für Karin

Ilja Steffelbauer, geboren 1976, studierte Alte Geschichte und Geschichte in Wien und Athen. Jahrelang als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lektor an der Alten Geschichte und an der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien tätig, mit Schwerpunkt Militärgeschichte. Als Mitbegründer von Amaltheia, Verein für Geistes- und Humanwissenschaften, ist ihm populäre Wissensvermittlung ein Anliegen.

Ilja Steffelbauer

DER KRIEG

Von Troja bis zur Drohne

mit 90 Abbildungen

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„Wer den Frieden will, studiere den Krieg.“

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Mars ist müde. Diego Velázquez malt ihn ca. 1640. Der Dreißigjährige Krieg tobt seit über zwanzig Jahren. Seit mehr als siebzig Jahren versuchen die Spanier, ihre rebellischen Untertanen in den Niederlanden zur Räson zu bringen. Das „Goldene Jahrhundert“ Spaniens frisst den Reichtum der Amerikas und lässt eine ausgelaugte Weltmacht zurück.

Inhalt

Vorwort

Einst waren wir Krieger

Neuguinea, 1961 n. Chr.
Robert Gardner, Anthropologe

Der Held

Troja, Anatolien 1230 v. Chr.
Achilleus, Sohn des Peleus

Der Söldner

Kunaxa, Mesopotamien 401 v. Chr.
Xenophon, Sohn des Gryllos

Der Legionär

Alesia, Gallien 52 v. Chr.
Gaius Julius Cäsar

Der Kreuzfahrer

Arsuf, Palästina 1191 n. Chr.
Richard I. Löwenherz

Der Reiterkrieger

Muhi, Ungarn 1241 n. Chr.
Subutai der Tapfere

Der Kriegsherr

Nagashino, Japan 1575 n. Chr
Oda Nobunaga

Der Seeoffizier

Abukir, Ägypten 1798 n. Chr.
Horatio Nelson

Der Kavallerist

Omdurman, Sudan 1898 n. Chr.
Winston Churchill

Der Sanitäter

Piave, Italien 1918 n. Chr.
Ernest Hemingway

Der Putschist

Ankara, Türkei 1960 n. Chr.
Cemal Gürsel

Der kalte Krieger

Moskau, UdSSR 1983 n. Chr.
Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow

Der Terrorist

Gesichter des Krieges von heute
China Keitetsi, die Kindersoldatin
Mohammed Omar, der Taliban
Osama bin Laden, der Terrorist
Brandon Bryant, der Drohnenkrieger

Bildnachweis

VORWORT

Ahnungslosigkeit darüber, was er bedeutet, treibt niemanden in den Krieg; Angst hält keinen davon ab, der einen Nutzen in ihm sieht.

(HERMOKRATES VON SYRAKUS in THUKYDIDES 4.59)

Es ist leicht, den Krieg zu verdammen, und in Bausch und Bogen alles, was mit ihm zu tun hat. Sie und ich werden mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Krieg beginnen. Krieg ist eine recht exklusive Sünde für Könige und Präsidenten. „Auf den König,“ seufzt der exemplarische Kriegerkönig Heinrich V. in Shakespeares Stück in der dunkelsten Stunde der Nacht vor der Schlacht von Agincourt, „lasst uns all unsere Sünden abladen!“ Man macht es sich leicht: Kriege, wie alle Menschheitsübel, sind einfacher zu ertragen, wenn man sich selbst nicht unmittelbar schuldig fühlen muss. Wenn Böses geschieht, weil böse Menschen Böses tun, dann ist es leicht gut zu sein, wenn man keine Gelegenheit dazu hat.

Sünden, an denen wir alle Anteil haben, relativieren wir gerne: Welthunger, Epidemien, Umweltzerstörung, organisiertes Verbrechen mit Prostitution, Menschen- und Drogenhandel und selbst der Tod im Straßenverkehr – all das fordert alljährlich mehr Opfer als alle bewaffneten Konflikte zusammen. Und all das erregt bei Weitem nicht so viel einhellige Ablehnung wie der Krieg. So leicht kann man sich aber nicht aus der Verantwortung stehlen. Die Wanderung durch die Geschichte des Kriegs im folgenden Buch zeigt eines unleugbar: Krieg ist systemisch. Kriege sind keine Unfälle der Geschichte, keine Verbrechen historischer Schurken, sondern funktionale Elemente der politischen und wirtschaftlichen Ordnung einer Gesellschaft. Menschen ziehen in den Krieg, weil sie einen Nutzen darin sehen; manchmal im Krieg selbst, oft in der erhofften Nachkriegsordnung.

Wir werden Menschen begegnen, die gute Gründe hatten, Krieg zu führen und sehr wohl wussten, worauf sie sich einließen; die die Alternativen bedachten und Krieg als die vorteilhaftere erkannten. Kaum einer von ihnen war deswegen ein böser Mensch. Mancher ist vielleicht gierig gewesen, ehrgeizig oder abenteuerlustig; doch keine dieser Eigenschaften ist per se unmoralisch. Im Kontext ihrer Zeit konnte jede dieser Motivationen indes dazu führen, dass sie zum Schwert griffen, um ihre Interessen durchzusetzen, weil Krieg ein akzeptiertes Mittel zu diesem Zweck war. Krieg war immer die Fortsetzung eines anderen Unterfangens mit gewaltsamen Mitteln. Und Gewalt ist – entgegen der populären Plattitüde – eine Lösung; weil sie, wie alle Lösungen im menschlichen Dasein nur eine auf Zeit sein muss. Wenn wir den Feind heute niederwerfen, haben wir Frieden in unseren Tagen. „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor,“ war daher auch die Maxime der Römer. Rom ist Staub, doch garantierte es mit diesem Motto immerhin Jahrhunderte des Römischen Friedens. Friede auf Zeit, scheint es, ist alles, worauf je zu hoffen war.

Daran hat sich nichts geändert. Dieser Friede ist ein Friede auf Zeit! Unsere Lebensweise wird tatsächlich am Hindukusch verteidigt. Ihre und meine. Gewalt ist weiterhin die einfachere Lösung, weil es tatsächlich leichter ist, in einem Land weit, weit weg eine Generation lang Krieg zu führen, als einen funktionierenden Staat aufzubauen und eine Gesellschaft so umzuformen, dass sich bis in die Köpfe jedes Einzelnen die Ansicht durchsetzt: Gewalt ist eben keine Lösung. Das ist der tiefe, intellektuelle Graben, der jeden von uns von den meisten Menschen, deren Schicksale dieser Band thematisiert, trennt: Wir sind Produkte einer Kultur, die uns individuelle Gewalt weitgehend abgewöhnt hat. Deswegen fällt es uns auch so schwer, den Krieg – die maximale Form der kollektiven Gewalt – weiterhin zu ertragen, selbst wenn er andere betrifft. So elend macht es uns, ihn anzusehen, dass wir Gefahr laufen, ihn zu verdrängen.

„Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin“ ist ein hilfloser Aufruf zur Realitätsverweigerung. Doch wir sind keine Kinder mehr. Das Ungeheuer geht nicht weg, nur weil wir unsere Augen davor verschließen. Wir müssen Mars ins Angesicht schauen und sagen: „Ich kenne dich, alter Mann! Ich kenne deine Tricks und deine Fallstricke. Du wirst mich nicht mehr überlisten!“ Indem wir anhand des Lehrbuchs, das uns die Geschichte eröffnet, lernen, weshalb Kriege geführt werden, welchen Nutzen und welche Risiken sie bergen, können wir das Ungeheuer domestizieren. Wir sollten vielleicht nicht vorschnell hoffen, dass wir es endgültig wegsperren können. Beizeiten wird es uns noch dienen müssen.

Ilja Steffelbauer

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Im abgeschiedenen Hochland von Neuguinea sitzt ein Mann mit einer Kamera und filmt Krieg. Es ist der ethnographische Filmemacher Robert Gardner. Wir schreiben das Jahr 1961. West-Neuguinea ist der letzte Rest des holländischen Kolonialreiches, an den sich die ferne Metropole noch klammert. Im dschungelbedeckten Hinterland der Insel befindet sich in diesen Jahren so etwas wie ein Eldorado für Ethnologen. Es sind die letzten weißen Flecken auf der ethnographischen Landkarte der Welt, die hier gerade beseitigt werden. Die Existenz der Völker im bergigen Inneren der Insel wurde erst in den Jahrzehnten vor dem Weltkrieg bekannt. Die Dani des Hochlandes, deren Kultur und Gesellschaft Gardner mit der Kamera einfangen möchte, wurden in den 1930ern zum ersten Mal gesichtet: von einem Flugzeug aus. Der Österreicher Heinrich Harrer wird ein Jahr nach Gardner das Gebiet auf dem Weg zur Besteigung des Puncak Jaya durchqueren. Auch er verzeichnet in seinen Erinnerungen, was der Filmer ebenfalls feststellt: Die Dani lebten effektiv in der Steinzeit; und sie waren extrem kriegerisch. Mehrmals musste der Bergsteiger auf seiner Expedition wegen abrupt ausgebrochener Stammesfehden seine Route ändern oder gar um sein Leben fürchten.

1963: Gardner ist zurück in den USA. An der Universität Harvard, wo er das Film Study Center leitet, das er begründet hat, schneidet er aus seinen Aufnahmen aus Neuguinea einen Film. Im intellektuellen Netzwerk der amerikanischen Ostküste, in deren Zentren die Ivy League Universitäten wie Harvard stehen, brodelt es. Die ersten

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EINST WAREN WIR KRIEGER

Robert Gardner, Anthropologe

* 5. November 1925, Brookline, Massachusetts
T 21. Juni 2014, Cambridge, Massachuset

Vertreter der Friedensbewegung formieren sich. Der 1960 gewählte US-Präsident John F. Kennedy betreibt eine Politik der Eskalation im Kalten Krieg. Die Kubakrise bringt die Welt an den Rand der nuklearen Vernichtung. In Vietnam sieht der junge Präsident seine Chance, frühere Rückschläge wie die desaströse Invasion in der Schweinebucht wieder auszubügeln. Am 22. November 1963 stirbt er in Dallas durch die Kugeln eines Attentäters. Sein Nachfolger Lyndon B. Johnson setzt auf eine noch härtere Gangart in Südostasien. Binnen Jahresfrist werden amerikanische Soldaten auf dem Weg nach Vietnam sein und Ende des Jahres gibt es die ersten landesweiten Proteste gegen den Krieg in Vietnam. Junge Männer, meist an den liberalen Universitäten Kaliforniens und der Ostküste, zerreißen ihre Einberufungsbefehle. In diesem Klima stellt Gardner seinen Film über die Dani fertig. Er nennt ihn „Dead Birds“. Der Film reflektiert die Sinnlosigkeit und Unerklärlichkeit des Kriegs scheinbar in einem fernen Spiegel am anderen Ende der kulturellen Entwicklung der Menschheit. Es ist ein Film für eine Generation, die nicht bereit ist, sich in den absurden Riten ihrer Häuptlinge abschlachten zu lassen: „Why war?“ werden sie auf ihre Transparente schreiben.

Als Gardner die Dani filmt, herrscht in der Anthropologie – der Wissenschaft, die hierzulande meist immer noch altväterlich „Völkerkunde“ genannt wird – die Ansicht, dass die Hochlandstämme Neuguineas und anderen mehr oder weniger isolierte Ethnien, die zur selben Zeit in entlegenen Regionen des Globus entdeckt werden, sozusagen lebende Fossilien sind: Menschen, deren Gesellschaft und Technologie sich seit der Steinzeit nicht verändert haben. Sie boten damit sozusagen Fenster in unser aller ferne Vergangenheit. Und durch dieses Fenster sieht Gardner, ähnlich wie Napoleon Chagnon, der etwa zeitgleich ein anderes isoliertes Volk, die Yanomami im brasilianischen Urwald, untersucht, vor allem eines: Krieg. Die gesamte Kultur und Gesellschaftsordnung dieser steinzeitlichen Gesellschaften schien sich um Krieg und Gewalt zu drehen, was Chagnon dazu veranlasst, sein 1968 erschienenes Buch über die Yanomami „The Fierce People“ – etwa das „grimmige“ oder „kämpferische“ Volk – zu nennen. Seine Betonung der brutalen und gewalttätigen Seiten dieser indigenen Kultur bringt ihm viel Kritik ein, genauso wie Gardner in der Zunft vorgeworfen wird, dass er die Menschen Neuguineas, die er gefilmt hat, nicht zu Wort kommen lässt und sie seiner eigenen großen Erzählung von Gewalt und Krieg unterordnet. Die Faszination der amerikanischen Ethnologie der 1960er mit der kriegerischen und gewalttätigen Seite dieser Völker kann aber auch im Kontext der Zeitgeschichte gelesen werden: Eine Gesellschaft, die innerlich zerrissen ist durch ihre Rolle in einem höchst kontroversen Krieg, suchte am fernstmöglichen Ort nach Versicherung; nach einer Antwort auf die bange Frage, ob menschliches Dasein immer von Krieg und Gewalt bestimmt war. In einer Zeit, in der die Möglichkeit der völligen Vernichtung der Spezies und eines großen Teils der irdischen Biosphäre durch den nächsten großen Krieg in greifbare Nähe rückte, schien ein wenig Introspektion dringend angeraten:

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Wilde Krieger: Die Dani im Hochland Neuguineas leben in einer Welt ständiger Kämpfe zwischen benachbarten Dorfgemeinschaften.

War der nackte Affe, der jetzt am roten Knopf saß, seiner Natur nach kriegerisch oder friedlich?

Jede Antwort auf diese Frage ist dazu geeignet, einen Teil der Fragenden zu enttäuschen.

Eden

Nach übereinstimmender Ansicht der Paläontologen tritt der moderne Mensch – Homo sapiens – vor ca. 200.000 Jahren in Afrika in Erscheinung. Von dort verbreitet er sich in einem einzigartigen Siegeszug über die ganze Welt. Kaum eine Spezies von Säugetieren erweist sich als so anpassungsfähig wie der aufrecht gehende Affe aus der Savanne Ostafrikas. Vor 100.000 Jahren erreicht er den Nahen Osten, vor 70.000 Jahren Indien und Südostasien, Australien vor 50.000, Europa vor 40.000 Jahren und kurz danach dringt er in das Innere Asiens und von dort über die eiszeitliche Landbrücke nach Amerika vor. Die Arktis und einige abgelegene Inseln wie Madagaskar und Neuseeland wird er „erst“ in den letzten paar tausend Jahren erreichen. 190.000 dieser 200.000 Jahre seiner Existenz als Spezies verbringt der Homo sapiens als Sammler und Jäger in kleinen Wandergruppen von selten mehr als 20 Mitgliedern mit einem recht bescheidenen kulturellen Inventar, welches er zu einem erklecklichen Teil von seinen protomenschlichen Vorfahren übernommen hat. Neben dem Feuer als wichtigster Errungenschaft beinhaltet es Speere, Steinklingen, und wo nötig, schützende Kleidung aus Fell. Selbst Pfeil und Bogen fügt er seiner Ausstattung erst vor etwa 60.000 Jahren hinzu. Vor ca. 40.000 Jahren beschleunigt sich der kulturelle Fortschritt und mit der Entwicklung von Sesshaftigkeit und Ackerbau beginnt vor ca. 10.000 Jahren eine neue Ära, in der wir – selbst wenn heute in entwickelten Industriegesellschaften nur mehr wenige Prozent der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt sind – intellektuell immer noch zuhause sind: das agrarische Zeitalter.

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Das altsteinzeitliche Paradies war voll mit jagdbarem Wild. In der neolithischen Welt musste man sich im Schweiße seines Angesichts nähren.
Lucas Cranach der Ältere (1472–1553): Paradies, 1530; Staatliche Kunstsammlung Dresden, Gemäldegalerie

Die Fenster in die menschliche Vergangenheit, die Gardner und Chagnon aufstießen, blicken nicht auf die lange altsteinzeitliche Kinderstube der Menschheit, sondern auf die früheste Entwicklungsstufe jener neolithischen Welt, in der wir trotz allem technischen Schnickschnack heute noch leben. Zumindest sind unsere beherrschenden Obsessionen so geartet, dass wir den Dani mit ihren Steinäxten und Penisfuteralen näher sind als jedem Menschen, der in den 190.000 Jahren vor der früher sogenannten „Neolithischen Revolution“ gelebt hat. Wir sind besessen von Besitz und der Kontrolle über Land und Güter, was auch Besitzansprüche über andere Menschen – heutzutage meist unsere Partner und Kinder, nur mehr selten Sklaven oder Leibeigene – miteinschließt. Wir rackern uns ab, um diesen zu erlangen und sicherzustellen. Wir teilen die Welt in Angehörige unseres Stammes und andere. Wir gehorchen Häuptlingen und Priestern und finden es richtig, dass sie sich mit Reichtümern schmücken. Wir sind der Meinung, dass unser Gott stärker ist als der des Nachbarstammes und sind diesbezüglich immer noch ziemlich reizbar. Schließlich und endlich sind wir bereit, für diese Götzen – Besitz, Stamm und Gott –, wenn unsere Anführer es wollen oder wir individuell zu dem Schluss kommen, dass es angemessen wäre, einem Artgenossen den Schädel einzuschlagen. Durch und durch (jung-)steinzeitliche Sentiments also.

In den 190.000 Jahren davor hatte das menschliche Leben eine gänzlich andere Qualität. Einblick in diese Phase der Menschheitsgeschichte geben uns, von den archäologischen Funden abgesehen, vor allem ethnologische Forschungen an jenen wenigen Völkern, die noch in historischer Zeit als altsteinzeitliche Sammler und Jäger lebten. Die San – die sogenannten „Buschleute“ der Kalahari – sind von diesen recht bekannt geworden, doch finden sich isolierte Sammler-und-Jäger-Populationen immer noch auf allen Kontinenten, auch wenn sie rasch im Verschwinden begriffen sind. Sieht man sich dabei jene Gruppen an, die am wenigsten mit sesshaften Ackerbauern und der modernen Welt in Kontakt gekommen sind, offenbart sich eine phantastische Welt, die so unglaublich erscheint, dass sie es selten in die populäre Öffentlichkeit schafft. Sie passt so gar nicht zur immer noch vorherrschenden Erzählung von Fortschritt und Aufstieg aus einer dunklen Vergangenheit, in der das Leben, um Thomas Hobbes zu zitieren, „nasty, brutish and short“ gewesen sein soll. Ein, zwei Dutzend Menschen wandern gemeinsam durch die Wildnis. Das kulturelle Inventar ist bescheiden, aber hinreichend an die Umwelt angepasst. Diese Menschen sind weder dumm noch einfallslos. Sie wissen nur sehr genau, was man brauchen kann, und was nicht. Immerhin hatte man Jahrzehntausende Zeit das herauszufinden. Der Lebensunterhalt wird durch die Jagd auf Tiere, Fischen und das Sammeln wilder Früchte sichergestellt. Doch noch erstaunlicher sind die sozialen Verhältnisse und die Geisteswelt dieser Menschen, die uns die archäologischen Überreste unserer steinzeitlichen Vorfahren leider nur ungenügend überliefern. Wir können es aber an den rezenten Vertretern dieser Lebensweise gut beobachten: Es gibt keinen Besitz. Warum auch? Jedes einzelne Objekt im kulturellen Inventar kann jedes Mitglied der Gesellschaft relativ leicht jederzeit aus den in der Umwelt reichlich verfügbaren Rohstoffen herstellen. Manches erfordert mehr Mühe, aber das sind meist Objekte wie Steinäxte oder ein Blasrohr, von denen man nicht mehr als ein, zwei im Leben braucht. Mehr zu besitzen hat ohnehin keinen Sinn. Warum soll man zwei Bögen oder zwei Steinäxte haben wollen? Man kann ohnehin immer nur eine gleichzeitig benutzen. Außerdem müsste man seinen angehäuften Besitz bei den häufigen Lagerwechseln mitschleppen. Eine unnötige Mühe. Es gibt auch keinen Diebstahl. Wie soll man in einer Gruppe von zwanzig Personen davon profitieren, dass man jemandem etwas wegnimmt? Jeder weiß, dass man der Dieb ist. Und keiner findet das gut. Es wird ohnehin alles geteilt. Wenn die Beute ins Lager kommt, legen die Jäger – ja, es sind tatsächlich meist die Männer – sie beim Feuer auf die Erde und zerteilen sie. Jeder nimmt sich dann, was er will. Die klassische Methode an Kindergeburtstagen, einen die Torte aufschneiden und einen anderen austeilen zu lassen, funktioniert auch hier. Beziehungen zwischen den Geschlechtern sind informell, aber recht stabil, zumindest so lange es nötig ist Kinder zu versorgen. Selbst dann ist eine Trennung keine Katastrophe, werden die Kinder doch ohnehin von der ganzen Gruppe gemeinsam aufgezogen. Im Endeffekt treffen die Frauen die Entscheidung, und die achten schon darauf, sich nicht mit einem treulosen Casanova einzulassen. .Aus nachvollziehbarem Eigeninteresse. Man hat ohnehin viel Zeit, Beziehungen zu pflegen, denn die durchschnittliche Tagesarbeitszeit beträgt nur wenige Stunden. Auf die Jagd geht man, wenn man großen Beutetieren nachstellt, ohnehin nur alle paar Tage. Ist die Beute kleiner, muss man öfter ran. Kommt es zu Konflikten – was auch in diesem scheinbaren Hippie-Paradies vorkommt –, arbeitet die ganze Gruppe daran, diese beizulegen. Jeder kriegt schließlich alles mit und Privatsphäre gibt es keine. Man ist ja aufeinander angewiesen, weswegen sich alle darum bemühen, die Wellen zu glätten. Geht es wirklich nicht anders, trennt man die Streithähne – der häufigste Grund für böses Blut ist übrigens der Streit um einen begehrten Partner –, indem man einem der beiden nahelegt, sich einer anderen Gruppe anzuschließen. Die Zusammensetzung der Gruppen fluktuiert tatsächlich recht häufig. Wenn man sich auf der Wanderung begegnet, ist es eine der seltenen Gelegenheiten sich auszutauschen. Neue Freundschaften entstehen und es ist nichts dabei, wenn sich dann jemand einige Zeit einer anderen Gruppe anschließt. So lernt man andere Leute kennen, sieht einen neuen Teil der Jagdgründe und lernt vielleicht den einen oder anderen neuen Kniff, den die eigenen Leute noch nicht kannten. Wer sollte es einem auch verbieten? Es gibt keine Häuptlinge, keine Priester. Die einzige Art von Führerschaft, die Sammler und Jäger kennen, ist die des Kompetentesten. Der erfahrenste Jäger führt die Jagd an. Die erfahrenste Frau sucht den Lagerplatz aus. Da gibt es wenig zu diskutieren. Jeder weiß schließlich, wer Ahnung hat und wer nicht. Wenn unterschiedliche Meinungen bestehen, diskutiert man das halt aus. Wenn die Lage kritisch ist – etwa weil der Tiger ums Lager schleicht –, weiß jeder, wer jetzt das Sagen hat. Man kennt einander gut genug. Was es nicht gibt, in dieser seltsamen Welt der Sammler und Jäger, sind gewaltsame Konflikte zwischen Gruppen. Ja, es gibt Meinungsverschiedenheiten, sogar Gewalt. Streitereien können schon mal zu einer Prügelei führen. Junge Männer sind – wie überall – schnell dazu geneigt, eine Differenz mit den Fäusten auszutragen. Doch geht dies selten über eine zünftige Rauferei hinaus. Totschlag im Affekt ist wahrscheinlich das einzige Gewaltverbrechen, das es in diesen Gesellschaften gibt. Und das ist extrem selten. Gruppen gehen so gut wie nie aufeinander los. Warum sollten sie auch? Das Jagdgebiet ist groß genug und die Natur so übervoll, dass es nichts gibt, worum es sich zu kämpfen lohnt. Geht man einander aus irgendeinem Grund auf die Nerven, zieht eben eine Gruppe fort. Woanders ist es auch schön und weiter oben am Fluss springen auch die Fische.

Ist dies das Paradies, das Goldene Zeitalter, von dem so viele Mythen behaupten, dass es am Anfang der Menschheitsgeschichte stand?

Als der amerikanische Anthropologe Marshall Sahlins diese Darstellung einfacher Sammler-und-Jäger-Gesellschaften erstmals bei der Konferenz „Man the Hunter“ 1966 vorstellte, erschütterte er einen wissenschaftlichen Konsens, der zumindest seit den Philosophen der Aufklärung bestanden hatte. Der kulturelle und zivilisatorische Fortschritt der Menschheit wurde als ein stetiger, mühsamer Aufstieg aus Armut und ständiger Bedrohung zu materiellem Wohlstand, Freiheit und Sicherheit im Kontext eines wohl eingerichteten Staatswesens angesehen. Als John Kenneth Galbraith 1958 den Begriff der „Überflussgesellschaft“ prägte, war er gemäß der klassischen Theorie der Nationalökonomie der Überzeugung, dass die Bedürfnisse des Menschen unendlich wären. Erst die kapitalistische Industriegesellschaft habe nach Jahrtausenden der Deprivation die Mittel geschaffen, um den meisten zumindest das meiste zu ermöglichen, was sie sich nur wünschen konnten. In der Wirtschaftswunderwelt der amerikanischen Fünfziger, wo alles, was bisher als Luxus galt – Kühlschränke, Fernseher, ein komfortables Eigenheim, Fernreisen – plötzlich für die breite Masse erschwinglich wurde, erschien das als eine durchaus glaubhafte Theorie. Dem setzte Sahlins eine ebenso machtvolle Erzählung entgegen, für die er nicht zufällig Galbraiths Wortschöpfung kaperte: „Die ursprüngliche Überflussgesellschaft“ erschien 1968. Auch sonst ein Epochenjahr in der Nachkriegsgeschichte.

Seid fruchtbar und mehret euch

Und was ist mit dem Krieg? Wenn Sahlins Darstellung stimmt, und sie wird, obwohl, vor allem aus ideologischen Gründen, sehr angefeindet, immer noch der Konsens in der Sammler-und-Jäger-Forschung, dann gibt es in primitiven Sammler-und-Jäger-Gesellschaften keine nennenswerte Gewalt zwischen Gruppen. Die Archäologen fördern bisweilen mehrere Opfer individueller Gewalt zutage, woraufhin schnell Schlagzeilen über „Massaker in der Steinzeit“ durch die Presse gehen, doch gehen diese Funde nie über das hinaus, was sich nicht auch durch eine tragisch außer Kontrolle geratene Schlägerei erklären ließe.

Was war also zwischen Gardners und Chagnons grimmigen Wilden und Sahlins friedlichen Sammlern und Jägern passiert? Das Augenfälligste lässt sich sofort erkennen: Die Menschen waren sesshaft geworden. Sie waren dazu übergegangen, sich nicht mehr in erster Linie von der Jagd und dem Sammeln wilder Früchte zu ernähren, sondern selbst Feldfrüchte anzubauen und Tiere zur Schlachtung zu halten. In seltenen Fällen waren sie weiterhin Jäger oder vor allem Fischer, die aber in der glücklichen Lage waren, jährlich wiederkehrende Migrationen der Herden – oder von Millionen Fischen auf dem Weg zu ihren Laichgründen – bequem an einem Ort abzuwarten. Dazwischen, und das hatten diese Ausnahmejäger mit den sesshaften Ackerbauern und Viehzüchtern gemeinsam, musste sie ihre Nahrung indes lagern, was die Notwendigkeit, diese Reserven zu schützen miteinschließt.

Vor ca. 12.000 Jahren vollzieht sich im Nahen Osten als erster Region der Welt der Übergang zu einer sesshaften, ackerbauenden Lebensweise. Nordindien und Nordchina entwickeln unabhängig voneinander ihre eigene agrarische Tradition. In Amerika geschieht dies erst viel später. Bald dehnt sich die neue Lebensweise aus. In einer Welt, in der sich in Jahrzehntausenden kaum etwas getan hat, verbreitet sich nun eine radikale neue Lebensweise innerhalb weniger Jahrtausende. Für die Neolithisierung Europas hat man berechnet, dass sich die Ackerbauern jedes Jahr ca. einen Kilometer weiter vorgearbeitet haben müssen. Anders gesagt: 20 Kilometer in 20 Jahren: Die neue Generation gründete ihr Dorf einen Tagesmarsch vom Dorf der Eltern entfernt. So war innerhalb von 5.000 Jahren ganz Europa vom Bosporus bis Irland von Ackerbauern bevölkert. Die Gründe, warum es zur Neolithischen Revolution kam, sind komplex; der genaue Ablauf bis heute noch nicht restlos geklärt. Einig ist sich die Forschung, dass die Klimaveränderungen am Ende der letzten Eiszeit wohl der Auslöser dieses radikalen Wandels waren.

Wenn man sich die zahlreichen Unterschiede ansieht, die einfache Sammler-und- Jäger-Gesellschaften von Ackerbauern, Hirtennomaden und anderen „fortschrittlicheren“ Lebensweisen unterscheiden, fällt einer als ursächlich für viele andere besonders ins Auge: Bevölkerungswachstum. Die beschriebenen Sammler-und Jäger-Gesellschaften der Gegenwart und auch ihre altsteinzeitlichen Vorläufer hatten eine fast konstante Bevölkerungszahl oder sie wuchsen zumindest nur so langsam, dass sie fast 200.000 Jahre brauchten, um alle verfügbaren Landflächen zu besiedeln. Als die letzte Eiszeit vor 10.000 Jahren endete, lebten weniger als 10 Millionen Menschen auf der Erde. Sie waren die Nachkommen der weniger als 10.000 Überlebenden des genetischen Flaschenhalses vor 75.000 Jahren, als ein Großteil der damaligen Weltbevölkerung einem katastrophalen Naturereignis zum Opfer fiel. In den 65.000 Jahren altsteinzeitlicher Jäger-und-Sammler-Lebensweise waren also – wenn man sich das Bevölkerungswachstum als eine lineare Funktion vorstellt, die es natürlich nicht war – jedes Jahr ca. 150 Menschen dazugekommen. In den nächsten 8.000 Jahren im Zeichen des Ackerbaues wurden aus diesen paar Millionen die mehr als 300 Millionen, die die Erde um Christi Geburt bevölkerten. Jedes Jahr kamen in diesen 8.000 Jahren demnach ca. 36.000 Menschen dazu. Die Bevölkerung hatte sich mehr als verdreißigfacht!

Von den 300 Millionen Erdbewohnern zu der Zeit, als Kaiser Augustus die Bewohner seines Reiches schätzen ließ, weswegen ein gewisser Zimmermann aus Galiläa mit seiner hochschwangeren Frau mitten im Winter nach Bethlehem reisen musste, lebten, wie er mit Befriedigung festgestellt haben muss, ca. 57 Millionen in seinem römischen Imperium. 75 Millionen lebten im Reich der Han-Kaiser in China, 50 Millionen in Indien und noch einmal etwa 40 Millionen in den zivilisierten Regionen Asiens von Persien über Südostasien bis Japan. Der Rest verteilte sich großteils auf die weiten Steppen Asiens, die Wälder Europas und die Savannen und Urwälder Afrikas; nur knapp 9 Millionen Menschen – etwa 3 % der Weltbevölkerung – lebten in Amerika, Australien und Ozeanien. Es war eng geworden in dem fruchtbaren Streifen, der sich wie ein großer Halbmond von den britischen Inseln im Westen quer durch Europa und das Mittelmeer über den Nahen Osten, Persien, Indien und China bis nach Japan erstreckte. Dies war die Ökumene, die „bewohnte Welt“, wie die Griechen sie nannten. Innerhalb dieses Bandes und in den Zentren der Ackerbaukulturen in der Neuen Welt und in Afrika südlich der Sahara lebten tatsächlich durchschnittlich 40 Einwohner auf jedem Quadratkilometer. Jenseits der Grenzen der Zivilisation waren es deutlich weniger: vielleicht vier in den Ackerbaugesellschaften Alteuropas und Afrikas; knapp einer unter den Hirtennomaden Zentralasiens, der Sahara, Arabiens und Afrikas; immer noch kaum ein Einwohner je zehn Quadratkilometer in den immer noch von Sammlern und Jägern bevölkerten Weiten Amerikas, Australiens und Afrikas.

Man kann das Ganze auch noch anders rechnen: Von den ca. 110 Milliarden Angehörigen der Spezies Homo sapiens, die jemals gelebt haben, lebten lediglich 1 % in den 65.000 Jahren zwischen dem „Bottleneck“ und der Neolithischen Revolution. In den 8.000 Jahren danach lebte die Hälfte aller Menschen, die es jemals gegeben hat; in den 2.000 Jahren seitdem die anderen 50 %. 6 % davon sind unsere Zeitgenossen, oder anders gesagt:

Jeder sechzehnte Mensch, der jemals gelebt hat, lebt jetzt! Es war etwas Dramatisches geschehen. Die Weltbevölkerung war nicht einfach nur angewachsen. Sie war in den 8.000 Jahren des sesshaften Ackerbaus geradezu explodiert.

Und das natürlich vor allem dort, wo sich diese Lebensweise verbreitete und zur vorherrschenden wurde. Sie sollte diesen Stand bis ca. 1800 behalten, bis die moderne Bevölkerungsexplosion alles davor wieder in den Schatten stellen sollte. Warum es zu diesem rapiden Bevölkerungswachstum kam, kann man wie alles in der Geschichte langwierig und sorgfältig erklären. Für uns mag es reichen, sie an einem plakativen Beispiel zu demonstrieren: Sesshafte Ackerbäuerinnen können den zeitlichen Abstand zwischen den Geburten ihrer Kinder halbieren! Nomadisierende Sammler und Jäger können sich erst ein weiteres Kind erlauben, wenn das ältere in der Lage ist, selbst mit der Wandergruppe Schritt zu halten. Das dauert etwa vier Jahre. Sesshafte und auch Hirtennomaden, die ihre Wickelkinder auf Schlitten, Wagen oder auf dem Rücken von Tragtieren mitführen können, unterliegen nicht mehr dieser Beschränkung. Damit sinkt der Abstand zwischen zwei Geburten auf durchschnittlich zwei Jahre. Recht viel schneller geht es rein biologisch ohnehin nicht. Damit verdoppelt sich die Zahl der Kinder, die eine Frau im Laufe ihrer fruchtbaren Jahre gebären kann. Allein das reicht schon aus für eine veritable Bevölkerungsexplosion. Jeder, der in Mathe aufgepasst hat, weiß, was geometrische Progression bedeutet. Für alle anderen noch einmal ein paar Zahlen, um zu veranschaulichen, wovon wir reden: Frau Sammlerin kann unter idealen Bedingungen vielleicht sechs Kinder gebären, bis die Menopause dem ein Ende setzt. Frau Bäuerin zwölf. Von diesen Kindern sind die Hälfte Mädchen. Allein diese sind „demographisch wirksam“, wie die Bevölkerungswissenschafter es nennen, die einer notorisch unromantischen Zunft angehören. Ihre drei Töchter werden Frau Sammlerin neun Enkeltöchter gebären, die ihr insgesamt vierundfünfzig Urenkel beiderlei Geschlechts schenken werden. Frau Bäuerins sechs Töchter bringen sechsunddreißig Mädchen zur Welt, die dafür sorgen werden, dass sich vierhundertzweiunddreißig stramme Nachkommen an Uromas Geburtstag versammeln werden!

Soweit die reine Mathematik. Doch warum sollten diese beiden exemplarischen Damen so unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien verfolgen? Frau Sammlerin weiß, es ist nicht gut, das nächste Kind zu bekommen, ehe das ältere bei den häufigen Wanderungen und ihren täglichen Sammelausflügen in die nähere Umgebung des Lagers mithalten kann. Das ist ihre praktische Erfahrung aus den Fällen, die sie selbst miterlebt hat, wo so etwas passiert ist. Sie kennt die zusätzlichen Mühen, die auf die Gruppe zukommen, wenn nicht alle Frauen darauf achten, dass diese Regel eingehalten wird. Hier kann man, wenn man möchte, die Schlange im Paradies entdecken, denn eine Free-Love-Kommune sind Sammler-und-Jäger-Gruppen sicher nicht, vielmehr haben sie eine Menge Tabus, die dafür sorgen, dass die Chancen zur Empfängnis reduziert werden. Und wenn alles daneben geht, zögern sie auch nicht, unnütze Esser – neugeborene oder alt gewordene – dezent um die Ecke zu bringen, wenn sie zu einer Belastung für die Gruppe werden. Archäologische Funde aus der Altsteinzeit legen nahe, dass unsere Vorfahren das wenigstens nicht leichthin taten. Wenn die Verhältnisse gut waren, überwog die menschliche Empathie-Fähigkeit auch hier. Selbst durch Unfall oder Krankheit schwer beeinträchtigte Gruppenmitglieder konnten überleben und jenes hohe Alter erreichen, das man an ihren aufgefundenen Skeletten ablesen konnte; was voraussetzt, dass sie über viele Jahre durch die anderen in der Gruppe mitversorgt wurden. Ein weiteres Indiz, dass der Homo sapiens im Grunde kein kaltschnäuziger Egoist war – sicher sehr zum Ärgernis neoliberaler Ökonomen, die genau das postulieren müssen, um ihre Theorie aufrechterhalten zu können.

Frau Bäuerin hat indes eine andere Lebenserfahrung. Sie muss ihre Kinder nicht länger herumschleppen. Im Haus am Herd kann sie den schlafenden Säugling niederlegen, während daneben sein zweijähriger Bruder im Staub spielt, zumindest bis das Kind wieder Hunger kriegt. Weil sie mehr oder weniger ständig entweder schwanger ist, stillt oder sich um Kleinkinder kümmern muss, bewegt sie sich ohnehin nicht weit von Heim und Herd weg. Wir ahnen schon, wo das noch hinführen wird … Doch für uns ist diese Seite der Neolithisierung hier nur von nachgeordnetem Interesse. Viel wichtiger ist, dass Frau Bäuerin, während sie das Neugeborene, den Zwei- und den Vierjährigen versorgt, dem Sechs-, Acht- und Zehnjährigen schon Teile der Arbeit übertragen kann, die sich seit der Sesshaftwerdung ärgerlicherweise massiv vermehrt hat. Auf einem Bauernhof gibt es immer viel zu tun. Je mehr Arbeit in den Acker investiert wird, umso höhere Erträge sind zu erwarten. Ackerbau ist ein Knochenjob. Das zeigt sich auch am Skelett. Ackerbauern sind durchwegs kleiner, haben brüchigere Knochen, weniger Muskelmasse und stärkere Abnutzungserscheinungen als Sammler und Jäger. Aber auch das ist eine andere Geschichte. Während für Frau Sammlerin zusätzliche Kinder einfach gesagt zusätzliche Nahrungskonkurrenten sind, bedeuten mehr Nachkommen für Frau Bäuerin mehr Arbeitskräfte, das heißt konkret: zusätzliche Nahrungsproduzenten! Frau Bäuerin hat also gute Gründe, mehr Kinder zu wollen. Und deswegen werden alle Ackerbaukulturen das Lob der Mutterschaft singen und sich besonders freuen, wenn zahlreiche Söhne geboren werden, denn die werden zu stolzen Kriegern heranwachsen, was nun auch bald zu einem Vorteil werden wird.

Rasches Bevölkerungswachstum und die daraus resultierende höhere Bevölkerungsdichte sind die entscheidenden Faktoren, die die friedliche altsteinzeitliche Welt von der kriegerischen neolithischen unterscheiden. Wie aber ist der Konnex zwischen Bevölkerungswachstum und Krieg?

Sammler und Jäger sind „Unterproduzenten“, denn sie entnehmen aus ihrer Umwelt nur einen Teil der verfügbaren, brauchbaren Ressourcen. Ackerbauern und alle anderen späteren Produktionsweisen erzeugen ein Überprodukt, was bedeutet, sie verändern ihre Umwelt dahingehend, dass mehr brauchbare Ressourcen aus ihr entnommen werden können, als sie von selbst zur Verfügung stellen würde. Sie roden Wälder, legen Felder an und Sümpfe trocken, graben Bewässerungsgräben, pflanzen Haine und düngen den Acker. Und trotzdem haben sie nie genug, da – wie Thomas Robert Malthus schon 1798 feststellte – der Zuwachs der agrarischen Produktion regelmäßig hinter dem Bevölkerungswachstum zurückbleibt. Malthus hatte nur das Pech, dass gerade zu der Zeit, als er seine Thesen publizierte, die neuzeitliche Agrarrevolution gerade in Gang kam, welche durch die wissenschaftliche Verbesserung der Landwirtschaft – Düngung etwa – jene gewaltige Steigerung der Erträge herbeiführte, die das gigantische Bevölkerungswachstum des Industriezeitalters überhaupt erst zuließ. Malthus wurde zu Lebzeiten von Leuten widerlegt, die auf ihren Äckern Lupinen pflanzten, und deren ferne Nachfolger es uns heute ermöglichen, eine Weltbevölkerung von 7,4 Milliarden zu ernähren – wenn wir nur wollten. Doch für die Zeit davor sollte er recht behalten.

Seit der Sesshaftwerdung waren die Bauern also in einer grausamen Schere von rasch wachsender Bevölkerung und langsamer wachsendem Agrarprodukt gefangen. Natürlich wehrten sie sich dagegen. Am seltensten durch Innovation. Die Einführung neuer Feldfrüchte oder Techniken kam zwar gelegentlich vor, etwa als man die Neue Welt entdeckte und Kartoffeln, Mais, Bohnen und Tomaten in die Alte Welt gelangten – oder im Mittelalter, als die Araber Reis, Zuckerrohr und verschiedene Gartengemüse im Mittelmeerraum verbreiteten. Insgesamt waren diese Neuerungen jedoch zu selten und zu schwach in ihren Auswirkungen, um die einfache Mathematik der exponentiellen Bevölkerungszunahme durchbrechen zu können. Eine andere Möglichkeit, die Produktion zu steigern, indem man sie intensiviert – also mehr Arbeit oder Energie in dieselbe Ackerfläche steckt –, wird von einem klassischen Gesetz der Ökonomie torpediert: dem sinkenden Grenznutzen. Ein Traktor erhöht den Ertrag eines Bauern beträchtlich. Der zweite vielleicht noch ein wenig, aber der dritte bringt gar nichts mehr. Bleibt zuletzt noch die einfachste Strategie: Mehr Ackerfläche erschließen! Doch diese hat leider auch ihre Grenzen. Im einfachsten Fall natürliche – man erreicht die Grenze des bebaubaren Landes, wie es den Ägyptern und Mesopotamiern in ihren Flusstälern recht rasch passierte – oder aber soziale: Auf dem nächsten Stück bebaubarem Land sitzt schon ein anderer. Nun ist guter Rat teuer.

Kains Erben

Die Bibel erzählt die Geschichte der Brüder Kain und Abel. Nach der Vertreibung aus dem Paradies müssen sich die Menschen im Schweiße ihres Angesichts nähren. Abel, der Hirte, und Kain, der Bauer, geraten in Streit. Das Ende der Geschichte ist bekannt. Tatsächlich dürften die ersten „Kriege“ der Menschheit zwischen sesshaften Ackerbauern und nomadischen Jägern und Sammlern stattgefunden haben. Wo der Ackerbauer sein mühsam angelegtes Feld, seinen sorgsam gepflegten Obsthain und seine wohlgehütete Herde sieht, entdeckt der Sammler und Jäger eine gute Stelle zum Sammeln und eine erstaunlich zutrauliche Ansammlung von Wild. Wie immer, wenn Menschen einander in völliger Verständnislosigkeit gegenüberstehen, mag früher oder später der eine oder andere zur Faust als Argument gegriffen haben. Die spätere historische Erfahrung lehrt uns, dass die Sammler und Jäger dabei, gemäß ihrer bewährten Strategie der Konfliktbewältigung, schnell Reißaus nahmen und einfach vor diesen aggressiven, besitzfixierten Sesshaften zurückwichen – jenseits der Hügel gibt es schließlich auch gute Jagdgründe. Die Ackerbauern konnten aber nicht anders als in ein, zwei Generationen auch jenseits der Hügel nach einem neuen Siedlungsplatz für die wachsende Bevölkerung zu suchen. Deswegen herrschen heute die Ackerbauern – und wir, ihre Nachkommen – über die Erde. Und Sammler und Jäger leben nur mehr dort, wo Ackerbau, wie in der Kalahari oder der Arktis, nicht möglich ist.

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Kain erschlägt Abel. Jäger, Sammler, Hirten, Bauern: Unterschiedliche Lebensgrundlagen sind oft Ursache von Konflikten.
Ein Kapitell aus dem Kreuzgang des Klosters San Juan de la Peña, 12. Jahrhundert; Spanien

In der Ackerbauzone war aber früher oder später der Punkt erreicht, wo alles bebaubare Land auch bebaut war. Am frühesten dort, wo es rar war, wie in Ägypten oder in Mesopotamien. Dort war ein Ausweichen in die Wüste jenseits der Flusstäler so gut wie unmöglich. Also richtet sich bald der Blick begehrlich auf das Feld des Nachbarn. Bei dieser Gelegenheit erweist sich, dass es überhaupt eine recht einträgliche Strategie sein kann, statt sich selbst im Schweiße des Angesichts abzurackern, anderen wegzunehmen, wofür die sich abgerackert haben. Es mag den einen oder anderen beruhigen, dass die erste, schwerwiegende Entscheidung zu einer solchen räuberischen Lebensweise aus Not und nicht aus angeborener Bosheit zustande kam. Die Hintergründe sind wie immer komplex, haben aber – kurz gesagt – damit zu tun, dass, in dem Moment, wo man zu Sesshaftigkeit und Überproduktion übergeht, Standortfaktoren eine Rolle zu spielen beginnen. Dauerhafte, wie etwa der Zugang zu nur lokal verfügbaren Ressourcen, und wechselnden wie etwa Niederschlag oder andere Naturereignisse. Nachdem gleichzeitig das Konzept des Besitzes notwendig entsteht, gibt es nach einiger Zeit Ackerbauerngemeinschaften, die mehr haben und andere, die weniger haben. Und wenn – in einem schlechten Jahr – weniger zu nichts und mehr zu gerade genug zum Überleben wird, sind die ersten Konflikte vorprogrammiert.

Zur moralischen Ehrenrettung der Spezies – und Anerkenntnis der Intelligenz dieser Menschen – muss gesagt werden, dass in den meisten primitiven Ackerbaugesellschaften dieses Problem erkannt und komplexe Mechanismen eingeführt wurden, um einen friedlichen Ausgleich zwischen den Gruppen herzustellen! Nicht ohne Widerwillen nahm das Menschengeschlecht Kains Erbe an. Die Bewohner der Trobriand-Inseln im Pazifik etwa haben ein komplexes System wechselseitiger jährlicher Besuche, die zum Teil lange Reisen mit dem Kanu übers Meer erfordern, entwickelt, bei dem jeweils das eine Dorf das andere in einem großen Fest bewirtet und mit Geschenken überschüttet. So verteilt sich das Gesamtprodukt des Archipels mehr oder weniger gleichmäßig, unabhängig davon, ob das eine Dorf ein gutes oder ein schlechtes Jahr hatte. Die Erfindung des Krieges, also von koordinierter Gewalt zwischen Gruppen, kann aber, wenn sie einmal gemacht ist, nicht mehr so ohne Weiteres in Pandoras Büchse zurückgestopft werden. In Extremsituationen brechen auch wohlausgeklügelte Umverteilungssysteme zusammen und die nächste Krise kommt bestimmt: dafür sorgt Malthus. Darüber hinaus bieten die so entstehenden Netzwerke nun die Möglichkeit, eine größere Zahl an Kriegern zu mobilisieren. Statt dass ein Dorf über das andere herfällt, verbünden sich die durch rituelle Tauschbeziehungen verbundenen Dörfer gegen die Leute auf der nächsten Insel oder im anderen Tal. Plötzlich gibt es ein „wir“ und ein „die“ und aus einzelnen Siedlungen werden „Stämme“. Ganz nebenbei haben Sesshaftigkeit, malthusianische Krisen und die Versuche, Konflikte untereinander zu minimieren, zur Bildung größerer – nach den Maßstäben der kleinen Sammler-und-Jäger-Welt nachgerade riesiger – politischer Einheiten geführt. Stämme können viele Dutzend, ja hunderte Krieger mobilisieren. Aus Prügeleien werden Scharmützel. Je größer die Zahl der Teilnehmer, umso mehr wird eine gewisse Leitung notwendig. Zu den bisher bekannten Arten von Anführern gesellt sich eine neue hinzu: Kriegshäuptlinge. Wer gut darin ist, den nächsten Raubzug zu führen, der genießt Ansehen und – Besitz spielt ja nun eine Rolle – hat Reichtümer, die er an seine Familie, Freunde und Gefolgsleute weitergeben kann. Krieg und Raub führen zur Entstehung sozialer Ungleichheit innerhalb der Stämme.

Tatsächlich erweist sich bald, dass kein Geschäft so einträglich ist wie das Kriegshandwerk, weswegen in so gut wie allen Gesellschaften die Krieger bald auch die Besitzenden sind und die Besitzenden notwendigerweise Krieger sein müssen, um ihren Besitzstand zu wahren.

Unter dem Druck der ständig wachsenden Bevölkerung, die irgendwann immer die Grenzen des Siedlungsraums erreicht, und der ganz zufälligen Krisen wird Krieg zum Dauerzustand, was schon Platon aufgefallen war. Daraus folgt aber auch, dass Krieger sein, die Kriegskunst zu beherrschen und sich dem Schrecken der Schlacht zu stellen, zu einem Merkmal wird, das von Vorteil ist und das man der nächsten Generation beibringt. Der Werkzeug gebrauchende Affe erfindet, wie in allen anderen Anwendungsbereichen, bald eigene Gerätschaften, um seine Artgenossen zu verletzen und zu töten, bzw. sich vor Verletzung zu schützen, nachdem man bisher im Wesentlichen auf das zurückgegriffen hatte, was sich auch als nützlich erwies: Tiere umzubringen. Mit der Existenz von Kriegswaffen wird die Beherrschung derselben zu einer notwendigen Kompetenz für den ganzen Mann. Knaben müssen von nun an zu Kriegern erzogen werden und Töchter zu Müttern von Kriegern. Es anders zu machen verbieten die Gesetze der Demographie. Am Ende dieser Entwicklung, die sich bei den meisten Ackerbauerngesellschaften vollzieht, stehen große Stämme, die von einer Elite von Kriegern beherrscht werden. Der technische Fortschritt bringt die Entdeckung der Metallverarbeitung mit sich und die Menschheit tritt in ihr Heldenzeitalter ein. Gardners Kamera und Chagnons kritischer Blick fingen Menschen ein, deren spezifische Umwelt es ihnen ermöglicht hatte, diese weitere Entwicklung über das Niveau sich gelegentlich bekämpfender Dörfern hinaus nicht mitmachen zu müssen. In diesem Sinn waren sie tatsächlich lebende Fossilien, ähnlich wie der berühmte Quastenflosser, nicht weil bei ihnen die Zeit stehengeblieben war, sondern weil ihr sozio-ökonomisches System über einen langen Zeitraum mit ihrer Umwelt im Gleichgewicht geblieben war. Die Tatsache, dass auch die moderne, technisierte Welt sie erst zu diesem Zeitpunkt entdeckte, mag erklären warum. Wer weniger entlegen wohnte, musste die nächsten Jahrtausende immer damit rechnen, dass eine Kriegerhorde am Horizont erschien. Darauf vorbereitet zu sein, ist das gemeinsame Kennzeichen aller historischen Gesellschaften. Diejenigen, die es nicht waren, wurden in den Staub der Geschichte getreten.

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Aus Jagdwaffen werden Kriegswaffen, aus Jägern Krieger. Das männliche Monopol auf das Kriegshandwerk ergibt sich so ganz von selbst.
Felsritzungen von Tanum in Schweden, Bronzezeit

Nachlese

Die maßgeblichen Erkenntnisse über die soziale Evolution der Menschheit verdanken wir den Archäologen und vor allem den Sozialanthropologen. Unbedingt lesenswert ist Marvin Harris „Kannibalen und Könige. Die Wachstumsgrenzen der Hochkulturen.“ dtv, München 1995 und „Menschen. Wie wir wurden, was wir sind.“ ebenfalls dtv, München 1996. Jarred Diamond stellt in „Arm und Reich. Die Schicksale menschlicher Gesellschaften.“ Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1999, diese Überlegungen in einen größeren Kontext und Ian Morris hat in „Krieg. Wozu er gut ist.“ bei Campus, Frankfurt 2013, noch ein provokantes Schäufelchen nachgelegt.

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DER HELD

Achilleus, Sohn des Peleus

(Legendär, 13. Jahrhundert vor Christus)

„Wenn du nach Troja gehst, wirst du Ruhm ernten. Viele tausend Jahre lang wird man Geschichten über deine Siege schreiben … Aber wenn du nach Troja gehst, kehrst du nie wieder heim. Denn deine ruhmreichen Taten gehen Hand in Hand mit deinem Untergang.“ Dies prophezeit die Meernymphe Thetis in Wolfgang Petersens Film „Troja“ von 2004 dem jungen Achilleus. Drei Millennien später hält die Verfilmung immer noch Platz 8 in der Liste der kommerziell erfolgreichsten Filme aus der modernen Mythenwerkstatt. Die Alternative, welche die überprotektive Mutter-Göttin dem Sohn anbietet, ist ein langes glückliches Leben, zahlreiche liebende Nachkommen und das Vergessen. Doch Achill zieht nach Troja und wird damit zum unsterblichen Helden des ersten großen Werkes der abendländischen Literatur.

Der eigentliche Inhalt der Ilias ist der Streit zwischen ihm und dem Anführer der Griechen, Agamemnon, um die schöne Gefangene Briseis. Zwei Krieger streiten um Beute, menschliche, weibliche zwar, doch spielt Liebe dabei im Original keine Rolle. Das ist der Zuckerguss, mit dem Hollywood den Stoff überziehen muss, um ihn für ein modernes Publikum schmackhaft zu machen. Feldzug, Schlachten und Belagerung, „the face that launch‘d a thousand ships“ und die „unbezwingbaren Mauern von Ilion“ bilden nur die Rahmenhandlung für ein Drama, in dem es um gekränkte Kriegerehre geht. Weder die bekannte Vorgeschichte mit dem Urteil des Paris und der Entführung der Helena noch das hölzerne Pferd kommen in der Ilias selbst vor. Auch der tragische Tod des Achilleus durch die Fersenwunde findet sozusagen im Abspann statt. Trotzdem ist der Sohn des Peleus die Achse, um die sich der Epos dreht und die Schlüsselfigur zum Verständnis der homerischen Helden und damit einer ganzen Epoche.

Die Herausgeber diverser „Griechischer Sagen“ für den Schulgebrauch wie den bildungsbürgerlichen Bücherschrank haben traditionell zu dem lässlichen Schwindel gegriffen, ihren Käufern unter dem Titel der Ilias ein literarisches Flickwerk unterzujubeln. Der narrativen Geschlossenheit des Stoffes war dieses Vorgehen zweifellos dienlich, es verstellt aber den Blick auf das, was dem Dichter – Homer nennen wir ihn gewohnheitsgemäß – wichtig war, dem späteren Leser aber eher als mühsamer Ballast erscheint, der die Handlung unnötig verzögert: ausführliche Genealogien, langatmige Reden, Reminiszenzen an vergangene Heldentaten der Beteiligten und ihrer Ahnen, an Gastmähler, Wettspiele, Raubzüge und den Austausch von Geschenken.