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Matthias Kafka / Paul Pennerstorfer (Hg.)

Werden wir auf dem Mars leben?

33 Fragen an die Zukunft

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VORWORT

POLITIK & GESELLSCHAFT

WERDEN ALLE MENSCHEN DIE GLEICHEN CHANCEN HABEN?

// Michaela Moser

KOMMT DAS ENDE DER ARBEIT?

// Michael Bartz

WERDEN MASCHINEN UNSERE BAUERN ERSETZEN?

// Heinrich Prankl

WERDEN WIR MAUERN BAUEN ODER NIEDERREISSEN?

// Rita Garstenauer

WERDEN WIR DEN HUNGER BESIEGEN KÖNNEN?

// Ernst Langthaler

DROHT DAS ENDE DER DEMOKRATIE?

// Peter Filzmaier

ÜBERLEBT DIE EU?

// Ulrike Guérot

WERDEN WIR IN KRIEG ODER FRIEDEN LEBEN?

// Arnold H. Kammel

WIE WERDEN WIR UNSERE NACHRICHTEN BEZIEHEN?

// Michael Litschka

WERDEN COMPUTER UNSERE GEDANKEN LESEN?

// Amélie Royer

WIRD ES NOCH PRIVATSPHÄRE GEBEN?

// Robert Luh // Martin Pirker // Sebastian Schrittwieser

NATUR & UMWELT

HABEN WIR NOCH EINE ZUKUNFT AUF DIESER ERDE?

// Helga Kromp-Kolb

WIRD UNS DIE ENERGIE AUSGEHEN?

// Michael Stadler

WERDEN WIR DAS WELTWEITE ARTENSTERBEN STOPPEN KÖNNEN?

// Robert Ptacnik

KÖNNEN WIR UNSERE ERNÄHRUNG SICHERSTELLEN?

// Martin Wagner // Herwig Grimm

WERDEN WIR AUCH IN ZUKUNFT IN UNSEREN SEEN BADEN KÖNNEN?

// Gabriele Weigelhofer

WIRD DIE LANDWIRTSCHAFT IN ZUKUNFT OHNE PESTIZIDE AUSKOMMEN?

// Angela Sessitsch

WERDEN WIR WEITERHIN GRÜNEN VELTLINER TRINKEN KÖNNEN?

// Gerhard Soja

WERDEN WIR AUSSERIRDISCHES LEBEN FINDEN?

// Franz Kerschbaum

MENSCH & GESUNDHEIT

WERDEN WIR ALLE ZU CYBORGS?

// Herbert Edelsbrunner

WERDEN ALLE KINDER AUS DEM REAGENZGLAS KOMMEN?

// Markus Hengstschläger

WERDEN WIR BEINE UND ARME NACHWACHSEN LASSEN KÖNNEN?

// Stefan Nehrer

WERDEN WIR NUR NOCH VON MASCHINEN OPERIERT?

// Elisabeth Stubenberger

WIRD KREBS IRGENDWANN HEILBAR SEIN?

// Martin Pecherstorfer

WERDEN WIR UNSTERBLICH?

// Barbara Fischer

ALLTAG & FREIZEIT

WERDEN WIR NOCH SELBST AUTO FAHREN?

// Alexandra Millonig

WERDEN ROBOTER UNS DIE ARBEIT IM HAUSHALT ABNEHMEN?

// Gašper Tkačik

WERDEN WIR ALLES AUS DEM 3D-DRUCKER BEZIEHEN KÖNNEN?

// Helmut Loibl

WIE WERDEN WIR WOHNEN?

// Christian Hanus

WERDEN WIR UNSEREN URLAUB VIRTUELL GENIESSEN?

// Natalie Denk // Alexander Pfeiffer

WERDEN ROBOTER UNSERE TIERKUMPANE ERSETZEN?

// Kurt Kotrschal

WIRD ES HOTELS IM WELTRAUM GEBEN?

// Sandra Häuplik-Meusburger

WERDEN WIR AUF DEM MARS LEBEN?

// Carsten Scharlemann

ANMERKUNGEN & LITERATUR

DIE HERAUSGEBER

DIE AUTORINNEN & AUTOREN

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Publikation die Sprachform des generischen Maskulinums angewendet. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.

VORWORT

Wir sind ständig auf der Suche nach Antworten. Woher kommt das alles? Was bringt unsere Zukunft? Wohin gehen wir? Und was können wir überhaupt wissen?

Aber wem kann man diese Fragen stellen? Weisen Propheten? Schamanen? Einer Kristallkugel? Spätestens mit der Aufklärung wurde begonnen, diese althergebrachten Denkmuster zu hinterfragen und nicht alles für gegeben anzusehen. Die Vernunft hielt Einzug. WissenschafterInnen – im damaligen Sprachduktus wohl eher Gelehrte oder Naturforscher – begannen die Rätsel unserer Natur aufzulösen. Es wurden Heilungen für bisher unheilbar scheinende Krankheiten entwickelt. Die Bemühungen, die Welt da draußen zu erkunden, wurden intensiviert.

Viele Fragen sind aber nach wie vor ungelöst und die Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, sind nicht kleiner geworden. Es läge auf der Hand, Antworten auf drängende Probleme auf Basis von wissenschaftlichen Fakten zu suchen. Doch stattdessen müssen wir gegenwärtig miterleben, dass wissenschaftliche Erkenntnisse zunehmend in Frage gestellt werden. Wie steht es um die Vernunft, wenn in Form eines „March for Science“ noch mehr um die Wertschätzung der Wissenschaft in unserer Gesellschaft gekämpft werden muss? Wenn die derzeitige Administration der Vereinigten Staaten von Amerika den vom Menschen verursachten Klimawandel gleichsam leugnet und als Folge aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigt? Wenn Darwins Evolutionstheorie aus Schullehrbüchern verbannt wird?

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Angesichts neuer globaler Herausforderungen wäre es aber gerade heute umso wichtiger, wissenschaftliche Erkenntnisse ernst zu nehmen. Der Klimawandel droht unsere Welt, wie wir sie heute kennen, dramatisch zu verändern oder gar zu zerstören. Wir beobachten neue zur Sorge reichende geopolitische Konfliktlinien und einen neuerlichen Aufstieg des Nationalismus. Gleichzeitig unterliegt unsere vertraute Art zu leben durch technologische Entwicklungen einem rapiden Wandel.

In diesem Buch werden diese Herausforderungen und viele weitere Aspekte unseres Lebens in der Zukunft in vier Themenkapitel – Politik & Gesellschaft, Natur & Umwelt, Mensch & Gesundheit sowie Alltag & Freizeit – beleuchtet: Werden uns Roboter schon bald sämtliche Arbeit im Haushalt abnehmen? Werden wir unsere Ernährung sicherstellen und den Hunger auf der Welt besiegen können? Wird es uns gelingen, alle Krankheiten auszulöschen und ewig zu leben? Werden wir im Weltraum Urlaub machen oder gar am Mars leben? Ausgehend von ihren jeweiligen Forschungsperspektiven geben renommierte WissenschafterInnen Antworten auf diese und viele weitere Fragen sowie Einblicke in unsere Welt von morgen.

Unser Dank gilt all jenen, die zum Gelingen dieses vom Land Niederösterreich herausgegeben Buches beigetragen haben, allen voran den WissenschafterInnen, die ihre Expertise für dieses Buch zur Verfügung gestellt haben.

Matthias Kafka & Paul Pennerstorfer

POLITIK & GESELLSCHAFT

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Werden alle Menschen die gleichen Chancen haben?

// MICHAELA MOSER

Manchmal stehen die Chancen tatsächlich für alle ziemlich gleich. Ob wir vom Blitz getroffen werden, hängt nicht davon ab, wie alt wir sind, in welcher Stadt wir wohnen, mit welcher Hautfarbe wir geboren wurden, wen wir lieben, ob wir einen Job haben oder nicht – dem Blitz ist all das egal. Und wen es trifft, ist – abgesehen davon, dass er oder sie in die Gelegenheit kommt, sich einem Gewitter auszusetzen und vielleicht durch mehr oder weniger Bildung oder Informationen, das Risiko vermindern kann – ganz zufällig.

Ganz anders sieht es mit sozialen und wirtschaftlichen Chancen aus. Hier sind die bestehenden Ungleichheiten von vielen Faktoren und stark von unserer Herkunft abhängig. Und sie haben sich seit über 100 Jahren nicht verbessert, mehr noch: In den letzten Jahrzehnten hat die Kluft zwischen Arm und Reich zugenommen. Auch wenn es unglaublich scheint, die Welt ist heute nicht gleicher als vor über 200 Jahren, das belegen u. a. Studien renommierter Organisationen wie der Vereinten Nationen, der Weltbank oder OECD. Und sie zeigen auch, dass dieser Zustand schädlich und eines der fundamentalsten Probleme unserer Zeit ist. Denn die Auswirkungen sind auf vielfältige Weise desaströs. Experten wie der Ökonom Branko Milanovic sind davon überzeugt, dass wachsende Ungleichheit destruktive Kräfte freisetzt, die nicht nur für politische „Phänomene“ wie Trump und Brexit verantwortlich sind, sondern das Leben von Millionen Menschen vernichten, die trotz immensen globalen Reichtums in Armut und Elend leben. Und es sind nicht nur die Ärmsten, die darunter leiden, vielmehr wird die ganze Gesellschaft in Mitleidenschaft gezogen. Mehr soziale Ungleichheit bedeutet mehr Krankheiten, geringere Lebenserwartung, mehr Statusstress, weniger Vertrauen, mehr Gewalt und mehr soziale Ghettos, so die Zusammenfassung des Epidemiologen Richard Wilkinson, der gemeinsam mit seiner Kollegin Kate Pickett zahllose Studien zum Thema analysierte. Eine sozial polarisierte Gesellschaft bringt Nachteile für fast alle, selbst für die Wohlhabenderen. Dort, wo die Ungleichheit geringer ist, da ist auch die Lebensqualität für fast alle besser. Niemand kann also mehr Ungleichheit für die Zukunft wollen. Doch was tun, um die Entwicklungen umzukehren?

Ob zukünftig alle gleiche Chancen für ein gutes Leben haben, hängt von einer Vielzahl an Entscheidungen ab, von Maßnahmen der Politik, aber auch vom Verhalten jeder und jedes Einzelnen. Zunächst muss klar sein, was wir mit Chancengleichheit meinen. Und auch, dass die gleiche Startposition allein nicht ausreicht. Nicht nur, weil sie kaum herzustellen ist, sondern auch, weil Leben sich ganz unterschiedlich entwickeln kann und weil nicht alle das gleiche brauchen, um gut leben zu können. Wichtige Leitlinien für die entsprechenden Rahmenbedingungen für ein gutes Leben aller bietet hier der von der US-amerikanischen Philosophin Martha Nussbaum vorgelegte „Capabilities-Ansatz“ mit seinen allgemeinen Kriterien für Lebensqualität. Dabei geht es nicht nur darum, wie viele Ressourcen jemand hat, sondern was er oder sie sein und tun kann. Denn Ressourcen nutzen nur, wenn wir auch in der Lage sind, sie entsprechend umzusetzen.

Zum guten Leben gehören folglich nicht nur Gesundheit und physische Integrität, sondern auch Sinne, Vorstellungskraft und Gedanken, die Fähigkeit, Gefühle ausdrücken und empfinden zu können, sich eine Vorstellung vom eigenen guten Leben zu machen, gute Beziehungen zu sich selbst, zu anderen Menschen und zur Natur zu pflegen, sich irgendwo zugehörig, sich „daheim“ zu fühlen, den eigenen Lebenskontext mitgestalten zu können, Möglichkeiten und Anlässe zum Lachen, Spielen und zum Entspannen zu haben. Und die Gemeinschaft hat durch entsprechende Politik zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen so sind, dass es diese Verwirklichungschancen für alle gibt.

Darüber hinaus braucht es den aktiven Einsatz aller füreinander. Wechselseitige Fürsorge und Verantwortung wie sie im Konzept einer „Care“-Ethik und -Ökonomie seit über 20 Jahren entwickelt und diskutiert werden. Das englische Wort „care“ steht dabei für das Bewusstsein unserer Abhängigkeit und Bezogenheit aufeinander, aber auch für konkrete fürsorgliche Aktivitäten im Sinne einer Sorge füreinander und um die Welt. Dabei geht es nicht nur um Pflege, Sozialarbeit oder Hausarbeit, sondern auch um den Einsatz für politischen und kulturellen Wandel. Es geht um ein umfassendes „aufeinander achten“, über die eigenen Familie hinaus, im nachbarschaftlichen und gemeinschaftlichen Miteinander, das auch globale Auswirkungen des eigenen Handelns mitbedenkt.

Und das respektiert, dass wir als einzelne nur durch und mit fürsorglichen Beziehungen mit anderen gut leben können. Wodurch sich auch neue Prioritäten für die Politik ergeben, die Neubewertung und Verteilung verschiedener Formen von Arbeit und eine bessere, weil achtsameren Verteilung von Ressourcen und Möglichkeiten und damit mehr Chancengleichheit im Sinne eines guten Lebens aller.

Ob das die Zukunft bringen wird? Das liegt allein an uns, an unserem Willen, unserem Handeln und an der Politik, wie wir sie alle mitgestalten. Chancengleichheit und gutes Leben für alle? Yes, if we want, we can!

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Kommt das Ende der Arbeit?

// MICHAEL BARTZ

Das Ende der Arbeit kommt nicht. Aber Arbeit wird sich grundsätzlich verändern, und zwar in drei wesentlichen Punkten: Arbeit wird inhaltlich für uns interessanter. Wir werden anders arbeiten. Und wir werden wahrscheinlich finanziell unabhängiger von Arbeit werden.

Inwiefern wird Arbeit für uns interessanter? Negativ formuliert: „Einfache“ Jobs verschwinden Schritt für Schritt in unserer Gesellschaft. Beispiele für diese Art von Jobs sind diejenigen, die keine oder nur geringe Fähigkeiten erfordern oder sich durch einen hohen Grad an Routinetätigkeit auszeichnen. Diese Art von Arbeit wandert seit Ende der 1990er Jahren massiv in Richtung Asien und Afrika – also in Regionen, in denen Lohnkosten wesentlich unter dem europäischen Niveau liegen. Das Ende dieser Entwicklung ist noch lange nicht abzusehen. Allerdings kommt die nächste Welle der Veränderung bereits in Sicht. Einfach strukturierte Tätigkeiten werden teilweise bereits von Robotern aller Art übernommen. Sie werden also automatisiert, und es gibt bereits einen Namen dafür: Industrie 4.0. Als Folge dieser zwei Entwicklungen werden in Europa nur höherwertige Tätigkeiten verbleiben und sich entwickeln, also Jobs, die inhaltlich reichhaltig, vielseitig und interessant sind – infolgedessen aber auch mehr Kompetenzen erfordern. Bildung und Fortbildung wird somit noch mehr zum kritischen Erfolgsfaktor für jeden Einzelnen in unserer Gesellschaft als zuvor.

Anders arbeiten werden wir, weil in fast allen Bereichen Technologie und insbesondere Computertechnologie im Job zukünftig eine große Rolle spielt. Und manchmal wird der Computer auch zum Kollegen oder zur Kollegin bei der Arbeit. Dieser Trend wird besonders getrieben durch die Fortschritte bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz. Ein Beispiel: Das Sehvermögen unserer Augen ist sehr limitiert. Aufgrund dessen können Ärzte Krebserkrankungen im Frühstadium in Bildaufnahmen des Körpers schwer oder gar nicht erkennen, die etwa mittels Röntgen oder Kernspintomographie gewonnen wurden. „Kollege Computer“ verfügt hingegen über die Fähigkeit, feinste Farbunterschiede zwischen zwei Bildpunkten klar identifizieren zu können. Aber seine Fähigkeiten gehen noch weiter, weil durch Computertechnologie diese Farbunterschiede auch besser interpretiert werden können. Denn – im Unterschied zum Menschen – kann die künstliche Intelligenz Millionen und Milliarden von Bildaufnahmen und dazugehörige Diagnosen in Erinnerung behalten und mit einem aktuellen Fall vergleichen. Künstliche Intelligenz gibt also einem Arzt aufgrund all dieser besonderen Fähigkeiten wertvolle Warnhinweise, die wir ohne sie schwer oder gar nicht gewinnen können – ein wahrer Quantensprung im diagnostischen Bereich.

Technologieunterstützung zieht sich als roter Faden durch fast alle Bereiche unseres Arbeitslebens: Bürokräfte können beispielsweise heute bereits zeitlich und räumlich sehr unabhängig arbeiten. Denn mithilfe von Smartphone, Tablet und Notebook gilt: „Mein Büro ist, wo ich bin.“ Man ist nicht mehr unbedingt auf das eigene Firmenbüro angewiesen, um seinen Job erledigen zu können. Aber auch vor handwerklichen, manuellen Tätigkeiten macht die Technologisierung nicht halt. Selbst bei Kanalarbeiten kriecht mittlerweile der Reinigungsroboter in die Kanalrohre und befreit diese von Unrat. Um in Zukunft im Job bestehen zu können, ist Bildung und Fortbildung im Umgang mit Technologie daher ein kritischer Erfolgsfaktor.

Wie können sich alle aber angemessene Bildung und Fortbildung in unserer Gesellschaft leisten? Indem wir alle finanziell unabhängiger von Arbeit werden. Wissenschaftliche Modelle zeigen, dass es möglich ist, den Bürgern in Europa ein sogenanntes „bedingungsloses Grundeinkommen“ zu garantieren. In Skandinavien gibt es dafür bereits Pilotregionen. Wenn hier ein Kind zur Welt kommt, dann wird diesem Kind durch das gesamte Leben bis zum Tod monatlich ein bedingungsloses staatliches Grundeinkommen im Bereich von 1.000 bis 1.500 EUR ausgezahlt. Wie ist das möglich? Indem staatliche Verwaltungskosten massiv gesenkt werden. So muss kein Arbeitslosengeld, kein Krankengeld, kein Kindergeld, keine Sozialhilfe verwaltet werden, wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gibt. Der öffentliche Verwaltungssektor schrumpft dadurch auf ein Minimum. Daher ist es plötzlich möglich, den Bewohnern einer solchen Region oder eines Staates oder eines Staatenbundes, wie der EU, monatlich ein bedingungsloses Grundeinkommen auszuzahlen. Mit dieser Grunderversorgung ist es uns dann möglich, freier zu wählen und zu agieren. Man kann die Schule und eine Lehre in Ruhe absolvieren, studieren und durch einen Job das Einkommen auf dieser Basis steigern. Die berufliche Tätigkeit kann man auch sehr gut und einfach unterbrechen, um sich vielleicht von Grund auf fortzubilden. Durch das bedingungslose Grundeinkommen werden wir alle finanziell unabhängiger von Arbeit. Auf diesem Weg wird es den Menschen einer Gesellschaft in großer Breite Zugang zu Bildung und Fortbildung garantieren.

Denn ein Punkt ist klar: Nur mit Bildung kommt Arbeit in unser Leben in unserer zukünftigen Gesellschaft. Gleichzeitig werden Jobs in allen Bereichen auch vielfältiger und interessanter, und wir bekommen mehr Unterstützung vom Kollegen Computer in der neuen Welt des Arbeitens. Zeitlich ist diese Zukunft schon sehr nah; näher als wir denken.

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Werden Maschinen unsere Bauern ersetzen?

// HEINRICH PRANKL

Ein Traktor wendet selbständig am Ende des Feldes und fährt vollautomatisch in die nächste Spur. Eine Drohne überfliegt ein Feld und lokalisiert Rehkitze mittels einer Infrarotkamera – die Positionen werden auf einer Karte eingetragen. Satelliten erstellen in regelmäßigen Abständen hochauflösende Fotos von landwirtschaftlichen Flächen – daraus wird für jede Fläche ein Wachstumsindex berechnet. Ein Roboter pflückt Äpfel oder erntet Tomaten – natürlich nur die reifen! Im Stall marschieren die Kühe in eine Box und werden von einem Roboter vollautomatisch gemolken – wann immer sie Lust dazu haben. Die Fütterung erfolgt ebenfalls automatisch.

Fiktion? Weit gefehlt – alles bereits Realität! In der Landwirtschaft sind derzeit bereits Dinge möglich, die manch einer einem Science-Fiction-Film zuordnen würde. Bedienterminals, Zugriff auf Fahrzeuge aus dem Internet, Datenplattformen, Satellitensysteme etc.

Zugegeben: Es ist ein großer Unterschied, ob etwas technisch bereits möglich ist oder ob es auch erfolgreich umgesetzt werden kann. Viele Technologien rechnen sich nicht, zumindest derzeit noch nicht. Einiges ist „nice to have“, bringt aber nicht wirklich einen Nutzen. Manches existiert als Prototyp, ist von einer Serienfertigung aber weit entfernt. Andere Entwicklungen haben jedoch großes Potenzial. So gibt es jetzt bereits Sensoren (für den Traktor oder auch für Drohnen), mit denen der Düngerbedarf für Pflanzen ermittelt werden kann. Bei der Überfahrt über das Feld wird der Düngerstreuer automatisch geregelt, sodass die Pflanze genau die Nährstoffe bekommt, die sie benötigt.

Viele Innovationen, die heute noch belächelt werden, sind vielleicht morgen nicht mehr wegzudenken. Wagen wir daher einen Blick in die Zukunft. Wenn heute bereits ein Traktor vollautomatisch fahren kann (verschiedene Firmen haben Prototypen von Roboter-Traktoren ohne Fahrerkabine bereits vorgestellt), dann ist es eher eine Frage der Wirtschaftlichkeit und nicht der Technologie, ob, wann und für welche Anwendung die Feldarbeit automatisch erfolgen wird. So könnte z. B. das Ausbringen von Pflanzenschutzmittel im Wein- oder Obstgarten (die oft eingezäunt sind) schon bald durch einen Roboter erfolgen. In den USA werden in den nächsten zehn Jahren auch bereits Roboter am Feld fahren – in Österreich aus rechtlichen und vor allem aus Kostengründen wohl noch länger nicht.